Alu-Falle Arbeitsplatz

Verfasst von Bert Ehgartner. Veröffentlicht in Alu-Fallen

Jobs in der Aluminiumindustrie sind riskant. Eine aktuelle schwedische Studie belegt  ein signifikant höheres Risiko für chronische Lungenkrankheiten, Krebsarten des zentralen Nervensystems sowie  psychischen Störungen. Arbeiter die mehr als zehn Jahre in Aluminiumfabriken beschäftigt waren, haben im Vergleich zu Arbeitern aus anderen Industriezweigen ein doppelt so hohes Risiko für Lungenkrebs. Doch die Belastung mit Aluminiumstaub am Arbeitsplatz kann jeden treffen. Beispielsweise wenn der Laserdrucker im Büro den Tonerstaub ins Zimmer bläst. Dieser kann - je nach Marke - einen hohen Anteil an ultrafeinen Aluminiumpartikeln enthalten. 

 

 

Gesundheitliche Folgen für Arbeitnehmer

An industriellen Arbeitsplätzen an denen Aluminium hergestellt und verarbeitet wird, treten Belastungen durch leicht inhalierbare Aluminiumstäube auf. Besonders gravierende Formen von Lungenschädigungen wurden unter Beschäftigten beobachtet, die beim Schweißen und Schleifen feine Aluminiumpartikel einatmen und die an der Herstellung von kleinsten me-tallischen Aluminiumflocken, dem sogenannten „pyro powder“, mitwirken. Hier sind trotz aller arbeitshygienischen Maßnahmen die Erkrankungsrisiken weiterhin hoch. Aus epidemiologischen Studien liegen auch Hinweise auf schwere Nerven- und Gehirnschädigungen bei Arbeitskräften vor, die längeren Belastungen durch Aluminium in Form von Dämpfen oder Stäuben ausgesetzt waren. 

Soweit ein Zitat aus der aktuellen wissenschaftlichen Übersichtsarbeit von Sabine Greßler und René Fries, welche für das österreichische Bundesministerium die wissenschaftliche Literatur ausgewertet und zusammen gefasst haben. (Hier können Sie den ganzen 157 Seiten dicken Bericht downloaden: "Aluminium - Toxikologie und gesundheitliche Aspekte körpernaher Anwendungen")

Arbeiten wie diese zeigen, dass die Belastung mit Aluminium in unserer Umwelt laufend zunimmt. Bislang ist erwiesen, dass eine Überdosis Aluminium zu Osteomalazie (Knochenerweichung) Anämie (Blutarmut) und Aluminose (Aluminiumasthma) führen kann. Außerdem wurden bei Dialyse-Patienten weltweit Fälle von Demenz im Zusammenhang mit alu-haltigen Arzneimitteln, sowie alu-haltigen Dialyse-Flüssigkeiten beobachtet. Diese so genannte Dialyse-Demenz verschwand, nachdem die Medikamente wieder abgesetzt wurden und seit das Wasser für die Blutreinigung auf eine mögliche Alu-Belastung streng untersucht wird.

Trotz dieser eindeutigen Belege für die krankmachenden Effekte chronischer Aluminiumbelastung, werden weitere Risiken oder gar Berufskrankheiten meist klein geredet und verharmlost.

Die Beweise sind – ohne groß angelegte teure Studien – schwer zu erbringen. Und die Gesundheitsbehörden und die Förderstellen für die wissenschaftliche Forschung sehen kaum Handlungsbedarf. Also fließt das Geld nur spärlich, um hier – unabhängig von allen Einflussbereichen und Lobbyisten – wichtige Fragen im Zusammenhang mit dem potenziell toxischen Einfluss von Aluminium zu klären.

Was sich bei den Arbeiten, die verfügbar sind, deutlich zeigt, ist ein negativer Effekt über die Atemwege. Das Einatmen von Aluminiumdämpfen und Aluminiumstaub ist ein Risiko für eine ganze Reihe von Krankheiten. Erstaunlich ist ein Blick in die in den 1980er- und 1990er-Jahren zum Höhepunkt der Diskussion über berufliche Risiken erschienenen Literatur: eine Reihe von entwarnenden und beruhigenden Studien, welche von Wissenschaftlern mit Naheverhältnis zur Industrie bzw. in industriefinanzierten Arbeiten erbracht wurden.

Wer die aktuellere Literatur zum toxikologischen Risiko am Arbeitsplatz untersucht, findet deutlich häufiger kritische und beunruhigende Resultate.

Dennoch sind die großen Arbeiten relativ rar. Es scheint nicht einfach, hier Aufträge oder Einblick in die Betriebskrankenakten zu bekommen. Aber auch Einzelfälle können interessante Zusammenhänge aufzeigen. Sie eignen sich nicht als Beweise für einen kausalen Einfluss auf eine größere Gruppe. Aber sie können helfen, Hypothesen zu bilden, welche durch spätere größere Arbeiten geprüft werden.

 

Dement durch Alu-Staub?

Ein solches Beispiel beschrieben Christopher Exley und Thomas Vickers von der britischen Keele University in einem Fallreport[i], der im Februar 2014 publiziert wurde. 

Es ging dabei um einen Mann, der 1993 im Alter von 48 Jahren in seiner Firma den Auftrag bekam, ein neuartiges Material zu fertigen, das als Isolierstoff in der Raumfahrt und Nuklearindustrie eingesetzt wurde. Seit dieser Zeit war er am Arbeitsplatz über insgesamt acht Jahre laufend Aluminiumsulfatstaub und -abgasen ausgesetzt. Zum Schutz erhielt er eine gewöhnliche Staubmaske.

Rasch begann er an ständig wiederkehrenden Gesundheitsproblemen zu leiden: Starke Kopfschmerzen, Müdigkeit und schmerzhafte, schwer heilende Entzündungen im Mund. Im Jahr 1999 zeigten sich deutliche Gedächtnisstörungen, er wurde zunehmend depressiv. Im Jahr 2003, im Alter von 58 Jahren wurde bei ihm die Alzheimer-Krankheit diagnostiziert. 2011 starb er.

Auf Antrag seiner Familie und des Gerichtsmediziners wurden Proben seines Gehirns zur Analyse an Professor Exley an die Universität Keele geschickt. Hier wurden aus den 20 Gramm Hirngewebe 50 Auszüge zu jeweils rund 300 Milligramm genommen und mittels Atomabsorbtionsspektroskopie die Aluminiumwerte bestimmt. Sie lagen im Schnitt bei 2,98 Mikrogramm pro Gramm Trockenmasse. „Das ist dreimal so hoch wie der Durchschnitt bei Menschen, die nicht an Alzheimer leiden“, erklärt Exley. Ein weiterer Fall einer aluminiumassoziierten Demenz, den er gerade untersuchte, hatte ähnliche Werte ergeben.

Zum Schluss der Arbeit schreiben die Autoren zusammenfassend: „Es ist unmöglich zu sagen, ob der hohe Aluminiumspiegel im Gehirn diese Krankheit ausgelöst hat. Aber es ist – wenn man die bekannte Neurotoxizität von Aluminium berücksichtigt – hoch wahrscheinlich, dass Aluminium zur Entstehung, zu einem früheren Ausbruch und einem rascheren Fortschreiten der Krankheit beigetragen hat.“

 

Metallstaub aus dem Laserdrucker

Sie sind in den meisten Büros im Einsatz. Und auch für den Privatgebrauch werden sie immer beliebter. Doch der Boom der Laserdrucker hat eine Schattenseite: Viele dieser Geräte stoßen im Betrieb Milliarden kleinster Teilchen aus, so genannte Nanopartikel. Und die können krank machen, sagen Umweltexperten und Toxikologen. 

Nanopartikel oder Nanoteilchen bezeichnen einen Verbund von wenigen bis einigen tausend Atomen oder Molekülen. Der Name bezieht sich auf ihre Größe, die typischerweise bei 1 bis 100 Nanometern liegt. Hier sind wir in einem Bereich, der kaum noch vorstellbar ist. Ein Millimeter (mm) sind tausend Mikrometer (µm). Ein Mikrometer wiederum entspricht tausend Nanometer (nm). Die DNS Doppelhelix unserer Erbsubstanz hat einen Durchmesser von 2 nm. Kleine Viren sind etwa 10 nm groß. Menschliches Haar wirkt mit einem Durchmesser von etwa 50 µm im Vergleich dazu riesig. Ebenso das ursprüngliche nicht verarbeitete Tonerpulver, das eine Körnchengröße von 1 bis 5 µm aufweist. Die beim Drucken emittierten Ultrafeinstäube unterscheiden sich vom Tonerstaub und sind nur noch wenige Nanometer groß.

Physikalisch verhält sich der Toner auf Grund seiner Teilchengröße ähnlich wie eine Flüssigkeit. Tonerpulver besteht aus Kunstharz, Pigmenten, magnetisierbaren Metalloxiden, Trennmitteln sowie diversen Hilfsstoffen wie Kunstwachsen oder Silikonen, die für einen glänzenden Effekt sorgen. Enthalten sind außerdem Silikonöle, die aus den Schmierstoffen für die mechanischen Teile des Druckers freigesetzt werden, sowie Kalziumverbindungen und Alkene (ungesättigte Kohlenstoffverbindungen) aus dem Papier. Aber auch Flammschutzmittel wie Bromverbindungen und verschiedene Metalle von Aluminium bis Nickel wurden von der deutschen Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) in den Emissionen von Druckern entdeckt. 

Die Metallteilchen werden unter anderem gebraucht, weil das Tonerpulver mittels magnetischer Aufladung entsprechend der Druckvorlage auf der Druckwalze verteilt wird. Dabei entsteht auch Hitze. Ein Teil der Chemikalien schmilzt und fixiert Farbe und Staub auf dem Druckpapier. Wenn der elektrische Impuls endet, erkaltet das Tonerpulver. Die genaue chemische Zusammensetzung des Tonerpulvers hält jeder Hersteller streng geheim, denn die Entwicklung der Toner ist sehr kostenintensiv.

Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass Laserdrucker speziell in der Anfangsphase eines Druckauftrages eine erhebliche Menge der ultrafeinen Nanopartikel ausstoßen. Partikel mit weniger als 2,5 µm Durchmesser bezeichnet man als lungengängig, weil sie tief in das Atemorgan eindringen und sich dort ablagern können. Die noch viel kleineren Nanopartikel verhalten sich ähnlich und können darüber hinaus sogar Zellmembranen durchqueren, in die Blutbahn gelangen und die Blut-Hirn-Schranke überwinden[i].

Arbeitsmediziner der Justus-Liebig-Universität in Gießen testeten im Tiermodell, wie sich derartiger Staub verhält. Dabei zeigte sich bei den Ratten, die damit kontaminiert wurden, ein umso höheres Risiko für die Entstehung von Tumoren, je höher die Anzahl der Nanopartikel im Staub war[ii].

Auch eine Untersuchungsreihe[iii] am Institut für Pathologie der Universität Rostock unterstreicht die Gesundheitsgefahren der Laserdrucker. „Die Untersuchungen lassen keinen Zweifel zu: Tonerstaub ist eine weitere Ursache für Lungenkrebs“, erklärt Studienleiter Ludwig Jonas. „Wir haben die Lunge eines verstorbenen Servicetechnikers, der täglich mit Tonerstaub in Berührung kam, im Elektronenmikroskop untersucht und eindeutig Tonerpartikel in großer Zahl nachgewiesen.“

 

Ein persönlicher Bericht

Kürzlich wurde ich nach einem Vortrag von zwei Frauen angesprochen, in deren Büro der gesamte Schriftverkehr der Firma per Laserdrucker ausgedruckt wird. – „Es ist ein relativ kleiner Raum und es wird sehr viel gedruckt“, erklärten sie mir. Beide Frauen haben nahezu parallel eine Leidensgeschichte entwickelt, die unglaublich klingt: von multiplen Allergien über Arthritis bis zu Muskelschmerzen und extremer Müdigkeit. „Wir sind in den letzten Jahren dauernd beim Arzt – und wenn bei meiner Kollegin eine neue Krankheit auftritt, dann fürchte ich mich schon, denn dann bekomme ich das meist auch selbst.“

Die Ärzte wissen nicht viel zu sagen. „Unser Blutbild ist verändert, die Immunreaktionen gestört. Doch woher das kommt und wie man das wieder in Ordnung kriegt, das konnte bisher keiner der Ärzte sagen.“ Die beiden Büroangestellten fragten mich, ob das etwas mit Aluminium zu tun haben könnte.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung, welche Gefahren von Laserdruckern ausgehen können. Doch dann erhielt ich eine Mitteilung von Achim Stelting, dem Vorsitzenden der Stiftung „nano-Control“, die mittlerweile mehr als 3.000 Personen vertritt, die potenziell von Druckeremissionen geschädigt wurden. Der ehemalige Kriminalbeamte befasst sich mit seinem Team von nano-Control seit vielen Jahren mit den gesundheitlichen Folgen der „Drucker-Abgase“. Immer wieder macht er Druck auf Industrie und Behörden, an dem Objekt zu forschen, und sorgt so dafür, dass öffentliche und private Forschungsgelder dafür fließen.

Achim Stelting schrieb folgendes an das Al-ex Institut:

„Ist Ihnen bekannt, dass Toner für Laserdrucker bis zu 25 % Aluminiumpulver enthalten und dass Alu-Nanopartikel in der Emission von Laserdruckern nachgewiesen wurden?

Unsere Stiftung ist bemüht die Belastungen von Millionen Menschen wissenschaftlich aufzuklären, gegen die Interessen von Herstellern, Berufsgenossenschaften und Behörden.

In Voruntersuchungen ist bereits der Nachweis unmittelbarer Schädigung (oxidativer Stress, DNA-Schäden, Entzündungen, allergische Reaktionen) an Patienten und humanen Lungenzellen gelungen. Zudem wurde  bereits Carbon Black als Nanopartikel in Geweben von Menschen nachgewiesen. Unsere Forscher am IUK Freiburg gehen von einer generellen Schädigung und von Krebsgefahr aus.

Mit größter Sorge sehen wir unter unseren 3.000 registrierten Betroffenen neben Entzündungen der Schleimhäute, insbesondere der Atemwege, mentale Einschränkungen, ganz besonders in der Gruppe der stark exponierten Servicetechniker.“

Von nano-Control in Auftrag gegebene Abgastests versetzten die Druckerhersteller schon mehrfach in Aufregung. Beispielsweise als das niedersächsische Justizministerium mehr als 4.000 Drucker vom Typ „Samsung ML-3471dn“ vor der Zeit durch neuere Druckermodelle ersetzen ließ. Eine Gesundheitsgefährdung von Mitarbeitern der Justiz durch die Emissionen der Geräte könne nicht ausgeschlossen werden, hieß es in der Begründung. Untersuchungen an insgesamt 13 Exemplaren dieser Drucker hatten ergeben, dass die Emissionen von Ultrafeinstaub bei diesem Druckermodell besonders hoch sind – deutlich über dem seit 2014 verbindlichen Grenzwert für das Umweltzeichen „Blauer Engel“. Immer mehr Firmen und Behörden bis hin zum Bundespräsidialamt folgen dem Beispiel. Und einige der größeren Druckerfirmen haben bereits angekündigt, dass die Zukunft dem Gel- oder Tintenstrahldrucker gehört. Mit „Bye Bye Laser“ wirbt beispielsweise der Druckerhersteller Epson.

 

Was tun?

Auf der von nano-Control betriebenen Webseite sicher-drucken.de werden u. a. folgende Tipps für den Umgang mit Laserdruckern gegeben:

  • Tinte statt Toner: Moderne Tintenstrahldrucker sind eine schnelle, sichere und kostengünstige Alternative, auch für den Businessbereich! […] Verzichten Sie im Privatbereich und ganz besonders im Bereich von Kindern, kranken Menschen und Schwangeren unbedingt auf Laserdrucker!
  • Filter einsetzen: Professionelle Filter können die Emissionen deutlich senken!
  • Geräte separat stellen und lüften, lüften, lüften!
  • Wartung: Geräte regelmäßig von Fachpersonal warten und mit Spezialsaugern reinigen lassen
  • Gesundheitsbeschwerden klären: wiederholt auftretenden Beschwerden sofort nachgehen
 


[i] Tim Gerber „Risikovermeidung – Gesundheitsgefahren durch Laserdrucker bannen“ c’t Magazin Ausgabe 10/2013

[ii] Schneider J et al. „Primary particles and their agglomerate formation as modifying risk factors of nonfibrous nanosized dust“ J Toxicol Environ Health A 2013; 76(2): S. 131–141

[iii] Ingrid Rieck „Tonerstaub kann Krebs verursachen“ Presseaussendung Universität Rostock, Medizinische Fakultät, 22. 10. 2008



[i] Exley C, Vickers T „Elevated brain aluminium and early onset Alzheimer’s disease in an individual occupationally exposed to aluminium: a case report“ J Medical Case Reports 2014; 8: S. 41–43

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